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Outdoor und soziales Miteinander: Interview mit den Architekten des Architekturbüros O'DonnellBrown

Outdoor und soziales Miteinander: Interview mit den Architekten des Architekturbüros O'DonnellBrown

Von der „Gemeinschaftsklasse“ bis zur sozialen Bestimmung des Outdoor-Bereichs: Interview mit den Architekten des Studios O'DonnellBrown in Glasgow

 
Symbolträchtiger Aspekt des Neustarts nach der Pandemie und Ansatzbereich für neue Projekte mit sozialer Bestimmung – der Outdoor-Bereich fokussiert sich das Augenmerk der Architekten eben immer mehr auf den Außenbereich, der nun auch üblicherweise dem Innenbereich vorbehaltene Funktionen übernimmt. Niemand weiß das besser als die Designer des Studios O’DonnellBrown in Glasgow, die den Schulbereich mit dem Projekt „Community classroom” revolutioniert haben, indem sie ein echtes Klassenzimmer in Form eines aus Holzkomponenten bestehenden Systems konzipiert haben, das im Freien aufgebaut und angepasst werden kann. Genau dieser neue, zum Lernen und Sozialisieren gedachte „schulische Vorreiter“ ist der Ausgangspunkt unseres Interviews mit den Architekten des Teams um Jennifer O’Donnell und Sam Brown, um dann zur Frage zu kommen: Wo geht zukünftig die Reise des Outdoors hin?

Die Vorteile des Kontakts mit der Natur: So entsteht das Outdoor-Klassenzimmer

Die Architekten haben uns erklärt, dass der Community classroom (das Gemeinschaftsklassenzimmer) in den Bereich der Projekte fällt, die das Architekturbüro jedes Jahr Gemeinschaftseinrichtungen widmet. Damit folgt es einer sozialen Berufung, aus der bereits 2018 das Greenhouse entstand, eine pseudo-viktorianische Terrasse, auf der das Studio in einem praktisch vollkommen in das Grün des anliegenden Parks eingebetteten Raum steht. „Ziel war es“, erzählen sie,“die Wirkungen des direkten Kontakts mit der Natur zu erforschen, eine Lösung, die dem gesamten Team die Möglichkeit gegeben hat, die einschneidenden Vorzüge für das allgemeine Wohlbefinden selbst zu experimentieren”. Die Schnittstelle mit den Projekten, denen sich das Architekturbüro im schulischen und Gemeinschaftsbereich widmete, wurde sofort offensichtlich: So entstand der Community classroom.
 

Der „Community classroom“ (das Gemeinschaftsklassenzimmer) als Antwort auf die post-pandemischen Anforderungen

Das gesamte Potenzial dieses an der Schnittstelle zwischen Natur und Wohlbefinden entstandenen Projekts wurde dann im Rahmen der von der Pandemie diktierten Anforderungen deutlich. Diesbezüglich hat das Team des Architekturbüros keine Zweifel: „Das Projekt wurde 2019 und damit vor der Covid-19 Notsituation als Prototyp entwickelt. Mit der Verbreitung des Virus wurde dann schnell klar, dass dies eine Lösung für ein sicheres Lernen unter Einhaltung des Social Distancings sein könnte”.
Das Architekturbüro arbeitet bereits an der Zukunftsfähigkeit dieses Projekts: „Wir stehen mit Handwerkern in Kontakt, die uns die Möglichkeit geben werden, den Community classrooom allgemein bekannt zu machen. Unsere Idee zielt darauf ab, ihn in ein für den Markt interessantes Produkt zu verwandeln, um so hoffentlich die Lebensqualität der Gemeinschaft zu verbessern”.
 

Die Schule in einem Bausatz

Aus der Nähe betrachtet besteht der Bausatz des Community classroom aus in Abhängigkeit von den jeweiligen Erfordernissen zusammensetzbaren Holz- und ergänzenden Teilen, aus denen Stühle, Regale und Arbeitsflächen gefertigt werden. Eins seiner Schlüsselelemente ist außerdem die Nachhaltigkeit. Tatsächlich präzisieren die Designer: „Als Architekten spüren wir die Verantwortung, eine möglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt zu haben. Deshalb gibt es auch kein besseres Material als Holz: Es verfügt von Natur aus über diese Eigenschaft“.
Dank der aufgrund eines einfachen und intuitiven Handbuchs möglichen Einbeziehung zukünftiger Nutznießer in den Schaffensprozess beinhaltet das Projekt darüber hinaus auch ein enormes didaktisches Potential. „Jeder Nutzer dieses Projekts kann bereits die Montage als erzieherischen Moment berücksichtigen“, so betonen die Planer.
Ein Beispiel dessen ist die zur Gestaltung des Prototyps angewandte Strategie, den das Architekturbüro in Zusammenarbeit mit den Kindern der „UK Children’s Charity Bernardo’s Work“ aufgebaut hat. „Die Konstruktion wurde an nur einem Tag und ohne spezifische Hilfskräfte aufgebaut, um zu zeigen, wie einfach die Umsetzung des Projekts ist“, erklären die Planer.
 

Der Outdoor-Bereich und seine didaktische Funktion

Tatsächlich fungiert dieses Didaktikthema als Verbindungsring zwischen dem Projekt und der sozialen Funktion der Außenbereiche. „Eine Berufung, die bei den beiden Geschäftsführern des Architekturbüros im Laufe ihrer langjährigen Erfahrung im Bereich einer auf Wohlbefinden ausgerichteten schulischen Planung gereift ist“, erklären sie uns. In diesem Zusammenhang hat sich also das Community classroom herauskristallisiert, das als Projekt nun die Reflektion über die Rolle des Outdoor-Bereichs innerhalb des Lernprozesses anregt. Diesem Aspekt misst das Studio O'Donnell Brown eine große Bedeutung bei: „Wir sind überzeugt, dass Sonne und frische Luft das schulische Ambiente aufwerten und für das Wohlbefinden einer Person unerlässlich sind: Der Community classroom setzt darauf, diese grundlegenden Prinzipien zum Ausdruck zu bringen und die Grenzen zwischen funktionalem, gebautem Raum und Außenbereich aufzuheben”. Eine auch ganz eng mit der Philosophie von Corradi verknüpfte Idee der Osmose.
 

Die Zukunft des Outdoors

In der Fahrrinne dieser Überlegungen wird sich laut des Teams von O’DonnellBrown die Zukunft des Outdoors abzeichnen: „Gut entworfen und kreativ geplant kann es das Leben der Gemeinschaft tatsächlich verbessern. Wir sind überzeugt davon, dass die Planung eine neue Form der Aufmerksamkeit erfordert: Tatsächlich bietet sie einen wertvollen Beitrag im Sinne der menschlichen Gesundheit, des Wohlbefindens und Glücks. Wir hoffen, dass der Community classroom nicht nur als Beispiel für das Outdoor-Design dient, sondern auch für die Welt der Planer im Allgemeinen”.
Dies ist auch unsere Hoffnung, denn die Zukunft steht bereits vor der Tür und es ist wichtig, dass sich dieser innovative, inklusive Ansatz im Kontakt mit der Natur immer weiter in der Welt der Planung und des Designs verbreitet.

 
 

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